Interview Elke Ramhofer

Mit Elke Sauter

Hallo Frau Ramhofer, schön Sie kennen zu lernen, auch wenn uns nur in einer Videokonferenz befinden. Ich habe auch gleich einige Fragen an Sie.

Wie sind Sie zu einem so ausgefallenen Beruf wie der einer Freie Trauerrednerin gekommen?

Dazu braucht es einen kleinen Zeitsprung in meine Tätigkeit als ambulante Hospizbegleiterin. Menschen an ihrem Lebensende begleiten zu dürfen war für mich sehr berührend - auf so komplett unterschiedlich Weise. Ich bekam persönliche Einblicke, dass Sterben so individuell ist wie das Leben jedes einzelnen Menschen selbst.

Während den Trauerfeiern bemerkte ich jedoch sehr oft, dass diese Persönlichkeit viel zu wenig Raum bekamen. Es fehlte mir eine individuelle Gestaltung der Trauerrede. Lebendige Erinnerungen, Anekdoten, Geschichten, Eigenheiten, respektvoll und ja, in angepasster Weise mit Humor. Mit allen Facetten eben, die so ein Leben schreiben kann. Ich sah das in den herkömmlichen Reden nicht und das tat mir so leid.

Religiöse Trauerfeiern richten sich mit kirchlichen Ritualen, Gebeten, Auszügen aus der Bibel an den gläubigen Menschen und die Trauergemeinschaft um Trost zu spenden. Dieser immer gleich ablaufende Ritus ist für viele Menschen wichtig, kann Stütze sein und Zuversicht spenden. Für mein Empfinden aber fehlt da einfach dieser elementare Teil der Individualität der verstorbenen Person.

Warum also, fragte ich mich damals, kann man denn nicht beides verknüpfen? Mit diesem Gedanken tauschte ich mich im Freundes- und Bekanntenkreis aus und wurde ermutigt, mich selbst als Freie Trauerrednerin einzubringen. Mit meinen Erfahrungen um dieses Thema fühlte ich mich dafür gewappnet und begann…

Im ersten Schritt als Ghostwriterin für eine Trauerrednerin am Bodensee. Schnell spürte ich, dass diese Art wie Sie es forderte nicht zu meinen Vorstellungen passte. Ich wollte anders Schreiben! Nicht im Sinn einer Trauerrede, vielmehr als Lebensrede. In meiner parallelen Ausbildung zur Freien Trauerrednerin wurde ich darin bestärkt meinen eigenen Stil zu entwickeln.

So war meine Entscheidung und der Schritt zur zertifizierten Freien Trauerrednerin nur ein kleiner. Tatsächlich ergab es einmal die Möglichkeit eine Trauerfeier zusammen mit einem Pfarrer durchzuführen und ganz ehrlich – ich fand das total schön! Denn so konnten die Bedürfnisse Aller ernst genommen und bedient werden. Das hat mich sehr berührt.

Denn in den vielen Jahren meiner Arbeit als Begleiterin trauender Menschen bekam ich immer wieder die Bestätigung wie wichtig und heilsam ein guter Abschied für den Trauerprozess ist. Und eine Trauerfeier kann man halt nicht wiederholen.

Damit sich diese Einmaligkeit in der Feier widerspiegelt bin ich sehr kreativ. Ich schätze unter anderem die heilsamen Kräfte von Symbolen und kleinen Ritualen. Verknüpft mit dem Verstorbenen können sie seine Unverwechselbarkeit wunderbar hervorheben. Im Vorgespräch stimme ich mich mit den Wünschen der Angehörigen ab, stehe beratend zur Seite.

Ich denke, in Deutschland, in dem 50% der Bevölkerung keiner Kirche angehört, ist der Bedarf an freien Trauerrednern da. Wie gelangen die Hinterbliebenen zu Ihnen?

Tatsächlich „finden“ mich meine Kunden hauptsächlich über meine Webpage, in einschlägigen Online-Portalen, ich werde persönlich empfohlen, oder kenne die Hinterbliebenen.

Und Sie sind natürlich auch auf BRETTEN.work zu finden. Hier der Link zu Ihrem Beitrag

Danke, für das nette Gespräch.

Vielen Dank dass Sie sich für das Interview Zeit genommen haben!

Elke Sauter im Gespräch mit Elke Ramhofer